Zwischenstand

Heute ist der achte Tag in Haiti. Es gab viel zu sehen und zu erleben, aber vor allem gibt es viel zu berichten. Die letzten Tage haben wir so gut genutzt wie es irgend geht, um Material zu sammeln, mit Menschen vor Ort zu sprechen und neue Kontakte zu knüpfen. Dementsprechend ist das Schreiben ein bisschen zu kurz gekommen. Jetzt möchte ich versuchen die Ereignisse der letzten Tage ein bisschen zu ordnen und dir einen Überblick davon zu verschaffen was Ich (Wir) in Haiti bisher erlebt haben.

Nach unserer Ankunft in Cap-Haitien am Freitag morgen ging es direkt los. Wir führten erste Gespräche mit unserem Kontakt Ric und er führte uns noch am  selben Tag über den Markt von Cap – so nennen die Menschen hier die Stadt – . Das Gewimmel von Menschen strotzend vor Lebendigkeit, haben wir schon auf dem Weg vom Flughafen zu unserer Unterkunft erlebt und staunend dabei zugesehen wie jeder hier aneinander vorbei kommt. Auf dem Markt mischte sich dieses bunte Gewimmel mit überwältigenden Gerüchen und einer Fülle an angebotenen Waren die es mir unmöglich gemacht haben den Markt in all seinen Facetten zu ergreifen. Ich habe Schnipsel im Kopf.

– jede Menge Tüten gefüllt mit Zimt und Nelken – Ein Händler der uns engegenkam mit kleinen Tütchen Salz und Pfeffer die er an einem blauen Kleiderbügel transportierte – Unterschiedlichste Stücke Fleisch, offen, am Eingang einer Markthalle – Frischer Fisch – Menschen mit Messern die das Fleisch bearbeiten – süße Gerüche – beißende Gerüche – noch nie gerochene Gerüche – Tropsiche Früchte – Kreisende Fliegen – Menschen die sich davon nicht stören lassen – Händler die mit Tüchern ausgelegte Schubkarren voll mit unterschiedlichsten Dingen durch die engen Gassen schieben – lautes Stimmengewirr – Blicke – Abenessen in einem Restaurant am Wasser –

Am selben Abend; das erste Treffen mit Jefferson und Lens.

Ric Jefferson und Lens verdienen einen Beitrag allein um zu beschreiben was für tolle Visionäre wir in ihnen getroffen haben.

Sie haben unsere Erfahrung in Haiti wesentlich geprägt und dafür sind wir ihnen sehr zu dank verpflichtet.

Das Wochenende stand unter dem Fokus so schnell wie möglich Artikel fertigzustellen, vor allem einen zu den Wahlen die an diesem Wochenende nicht stattfanden. (15.11.2025)

Am Samstag stieß dann unser Camera Guy Darryl aus Großbritannien zu uns. Wir verabredeten uns außerdem mit Lens und Ric zu einem Interview in einem Hotel an einem Hügel, das uns einen wunderbaren Blick auf Cap eröffnete und wo wir noch viel Zeit mit schreiben recherchieren und Interviews verbringen würden.

 

©Darryl Hinchley
©Darryl Hinchley

 

In diesem Interview wurde für mich zum ersten mal plastisch greifbar mit was für intelligenten Visionären wir es zu tun haben. Trotz vieler Gründe die es sofort nachvollziehbar machen würden, dass jemand nicht weiter weiß haben diese Jungen Männer eine Vision die ziemlich genau versteht in was für einer Situation sie sich in ihrem Land befinden und diese zu überwinden sucht. In meinem Artikel über Möglichkeiten von ethischem Tourismus in Haiti, gibt es dazu mehr zu lesen.

Sobald dieser veröffentlicht ist findest du ihn hier.

Am Sonntag hatten wir die Chance hier in Cap einem Fußballspiel der Nationalliga beizuwohnen und es filmisch und inhaltlich zu begleiten, auch in Vorbereitung auf das letzte WM Qualifikationsspiel der Haitianischen Nationalmannschaft was am darauffolgenden Mittwoch stattfinden würde. Haiti würde die historische Chance haben zum ersten mal seit über 50 Jahren wieder zur WM zu fahren, wenn sie dieses entscheidende Spiel gewännen.

 

 

 

©Darryl Hinchley

 

©Darryl Hinchley

 

©Darryl Hinchley

 

Ric führt einen Youtube-Kanal der die versteckten Seiten des Landes zeigt und so auch versucht ein gegengewicht zu der internationalen negativberichterstattung zu bilden. Er führte uns zur historischen Citadelle Laferrière, die nicht nur ein architektonisches Wunderwerk aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts ist sondern auch ein historisches Monument und Produkt der Haitianischen Unabhängigkeit von 1804. Haiti wurde am 01.01. 1804 zur weltweit ersten freien schwarzen Republik die sich aus eigener Kraft von dem Joch der Sklaverei befreite…. Dazu an anderer Stelle mehr.

 

©Darryl Hinchley

 

©Darryl Hinchley

 

Also, Citadelle Laferrière und gleich im Anschluss Sans Souci Palace dem eine midestens genau so bedeutende geschichtliche und architektonische Bedeutung beigemessen werden muss.

 

©Darryl Hinchley

 

©Darryl Hinchley

 

Der Dienstag war dann der Arbeit gewidmet. Letzter Feinschliff meines Artikels und am Abend ein interview mit Jefferson.

Am Mittwoch drehte sich hier alles um Fußball und ich habe live miterleben können wie eine ganze Nation jede einzelne Balleroberung ihrer Mannschaft feiert. Haiti holte sich den Sieg gegen Nicaragua und sicherte sich den Einzug in die Weltmeisterschaft. Ausgerechnet an dem Jahrestag der Citadelle Laferrière der hier groß gefeiert wird schafft die Haitianische Nationalmannschaft das undenkbare. Die Straßen waren gefüllt mit tanzenden Menschen die für einige Tage die Schwere des Alltags hinter sich lassen konnten. Die Weltmeisterschaft hat noch nicht begonnen aber Haiti ist schon ein Sieger.

So weit für Heute!

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