10 Tage bin ich jetzt in Tequisquiapan was bedeutet, morgen um diese Zeit ist das die längste Zeitspanne die ich an dem selben Ort verbracht habe, seit der August begonnen hat. Fünf Monate voller aufrgender Ereignisse, wobei die erste Hälfte des Jahres bereits sehr aufregend war. Jetzt lebe ich hier allein in einem Haus, das eine Großfamilie beherbergen könnte. Gleichzeitig ist es wohl auch die längste Zeit in der ich mein Leben hauptsächlich mit mir selbst gestalten darf seit einem halben Jahr. Meine Tagesstruktur hängt nur von mir ab und ich habe es eine Weile genossen mal keine zu haben. Ich stelle mir zum beispiel keinen Wecker seit einigen Tagen. Puh.
Isabella ist eine Hündin, die auch allein hier in dem Haus lebt. Mit ihr habe ich angefreundet. Es ist wirklich herausfordernd den Übergang von einer reisenden in eine stationäre Lebensweise zu bewerkstelligen. Weil die stationären Zeiten in letzter Zeit sehr überschaubar sind, gibt es einen Teil in mir, der einfach abwarten möchte und sich nicht zu sehr an diesen Ort gewöhnen möchte, denn dann tut es weniger weh wenn ich ihn wieder verlasse. Der andere Teil in mir würde stark leiden wenn ich einfach zu abwarten gedächte. Der Teil der ankommen möchte sehnt sich nach einbettung in soziale Organismen, obgleich ich weiß, dass es der Weg ist auf dem ich mich zuhause fühle. Ich spüre die Sehnsucht in mir diesen, meinen Weg mit jemandem zu teilen. Mit vielen teile ich ein Stück des Weges, aber keiner kennt ihn ganz. Das liegt wohl im Mensch-sein.
Keiner wird uns jemals so sehen wie wir uns selbst sehen. Das ist Fluch und es ist Segen. Es ist die Aufforderung sich immer wieder für die Verantwortung gegenüber dem eigenen Weg zu entscheiden. Immerhin kann ich das von niemandem anders verlangen meinen Weg zu sehen, oder zu verstehen. Der Weg möchte unter Umständen gar nicht verstanden sein; er möchte gegangen und ernstgenommen werden. Er möchte geliebt und genossen werden.

Der Rote Faden kommt uns immer entgegen, besonders wenn wir ihn nicht sehen. Vor allem wird er eben in der Rückschau gebildet, nicht in der Vorschau. Wenn du nicht weißt wohin es geht, bist du auf einer heißen Spur. Wenn der Kopf nicht mehr weiter weiß, darf endlich das Herz die Führung übernehmen!
Es ist Weihnachten und damit ist das Jahr auch schon fast an seinem Ende angelangt. Dieses Jahr habe ich das erste mal das Gefühl, dass es gerechtfertigt ist, dass das Jahr zuende geht. Ich habe genug gelebt für dieses Jahr. Ich fiebere der Erneuerung geradezu entgegen. 2025 wird für lange Zeit das Jahr meiner großen Anfänge sein. Gleichzeitig ist es auch das Jahr eines Abschlusses. Es enden drei Jahre Studentenleben. Ich habe mein Studium von der Institutionalisierung befreit. Damit habe ich die besten Voraussetzungen dafür geschaffen nie mit dem Lernen aufzuhören.
Ich brauche keine Institution, mehr die mich dabei „unterstützt“ zu lernen. Vor allem aber brauche ich nicht die Gesellschaft eines Bildungsapparates der zunehmend uniformere Denkmuster reproduziert, die immer weniger lehren wie denken geht, sondern der es zunehmend als seine Aufgabe betrachtet zu beeinflussen was gedacht werden darf, wenn man ein geachtetes Mitglied der „Gesellschaft“sein möchte. Dabei ist hier mit Gesellschaft allerdings das zusammenkommen von sich ewig fremdbleibenden gemeint. Gemeinsam, einsam ist der Modus des Informationszeitalters.
Ich habe mich sozusagen von den intellektuellen Stützrädern befreit, denn sie wurden mir nur zusammen mit Scheuklappen angeboten.
Jetzt stützt das Leben meinen Lernprozess.
Dieses Leben ist es, das mich nach Mexico geführt hat, fern ab von all meinen lieben, die ich in den Weihnachtstagen gerne um mich schaare. Dazu verdammt neue Menschen ins Herz zu schließen, wohl wissend, dass ich auch sie in bälde wieder verlassen muss. Nicht weil ich weg muss, sondern weil es mich zieht. Hin-Zu ist die Bewegung meines Lebens.
Hin zu Abenteuern, hin zu meiner Aufgabe im Omnibus , hin zu meiner Aufgabe am Bodensee und wieder hin zu dem was sich aus diesen Aaufgaben als Notwendigkeit ergibt.
Und dabei berührbar bleiben!