Viele Dinge habe ich in den letzten Wochen erlebt. 21 Tage voller neuem. Vor einer Woche ungefähr bin ich im Blues gelandet.
Der zweite Teil von Haiti muss noch eine Weile warten und ich hole Dich hier erstmal in die Gegenwart zurück. Es ist einiges Passiert.
Nachdem wir nochmal einige Tage in Little Haiti verbracht haben, uns mit Dubi und Mapou nochmal austauschen konnten, und die Design- und Kunst-Viertel von Miami auch noch gesehen haben, ist Paul zurück nach Deutschland geflogen und ich habe meine Weiterreise nach Mexico angetreten.


Willkommen in Wynwood:

Dallas: Du hast 10 Stunden, jetzt sieh wie du mit mir klarkommst:
Ich war mit meinen kurzen Hosen nur mäßig auf die 14°C in Dallas vorbereitet… Und dann sollte ich mich noch freuen, dass ich mein Aufgabegepäck (mit der langen Hose drin) erst in Mexico schleppen muss.






Und dann spät am Abend hat der Pilot nicht mal mehr die Tür zum Cockpit geschlossen ;))

So habe ich es am Ende, vor einer Woche, nach Mexico geschafft. Hier traf mich der Blues dann erst so richtig. Mit der Einreise nach Mexico begegnete mir in einer gewaltigen Gleichzeitigkeit dreierlei Herausforderung.
Mein Nervensystem war, auf dem Weg in die wohl verdiente Entspannung, weil ich jetzt nicht mehr in Haiti bin, – bei aller Besonderheit und Schönheit doch ein Ort an dem der Körper in Alarmbereitschaft lebt – nicht besonders damit einverstanden gleich voller Elan das wunderschöne Queretaro zu erkunden in dem ich gerade stecke.
Meine Seele war mit der Einreise nach Mexico und Pauls Abreise mit der Tragweite meiner Entscheidung, den ganzen Winter weit entfernt von so vielen Menschen die mir lieb und wichtig sind zu verbringen, nicht besonders einverstanden. Schönheit die nicht geteilt werden kann hat spitze Dornen.
Mein Geist hat sich dafür entschieden mit dem Rauchen aufzuhören…
Buen vivir en Mexico.
Dieser Lethale Cocktail hat der üppigen Farbenfreude und Kultur von der ich umgeben war einen schönen Dämpfer versetzt. Das Gegenteil ist auch wahr.
Nach drei Tagen Kampf mit der Sucht und einiger Erinnerung daran, dass ich mich um Dinge, die meinem Verstand als Problem erscheinen erst bemühe, wenn sie nach drei Tagen immer noch ein Problem sind, ist schon einiges an Transformation passiert.
Deutschland hinterlässt schwere Spuren auf meiner Seele. Menschen die ich liebe, in einem Land das an Schwere und Ernsthaftigkeit nicht zu überbieten ist. Vor fünf Jahren hätte man mir noch nachsagen können, dass die so gefühlte Realität mehr damit zu tun hat, dass ich ja zum Vergnügen und als Tourist unterwegs war. Schon damals habe ich aber auch den größeren Teil der Zeit hier in Mexico gearbeitet. Hier lebt eine kollektive kulturelle Seele, die zwar Narben trägt, aber die Verbundenheit ist erlebbar.
– Was ist die Deutsche Seele überhaupt –
letztes mal – vor fünf Jahren – war es mir wohl nicht so bewusst, heute kann ich beobachten wie die Furchen in meiner Stirn weicher werden und sich eine Art Ent-BRD-isierung vollzieht, die mich wieder atmen lässt.
In Haiti war für mich deutlich erlebbar, dass die Menschen sich keine Illusionen darüber machen in was für einer Situation sie sich befinden. Das bedeutet auch, dass sich die Bevölkerung ziemlich einig ist und es um den allgemeinen Zusammenhalt gut bestellt ist. Dieser gemeinsame Boden macht es möglich, dass die Menschen aus dieser Qualität heraus ihrem Physischen Leid ablass verschaffen und vor allem initiativ sind, denn es bleibt keine Alternative.
Dem gegenüber steht ein Deutschland, das wunderbar zeigt wie wertlos die westlichen Reichtümer sind wenn es um empfundene Lebensqualität und psychische Gesundheit geht. Wie umfangreich und allgegenwärtig Psychisches Leiden in Deutscchland ist bemerkt der Deutsche wohl erst im Ausland. Hiermit starte ich einen Rekolonisierungsaufruf. Ihr Deutschen die ihr unser Land auf dauer verlassen habt, kommt mit mir zurück nach Deutschland und lasst uns gegenseitig darin bestärken unsere Lebensweise und -qualität auch in Deutschland zu verteidigen.
Zurück zur Transformation. Ich stecke mitten in ihr drin…
Die Identität ist Mensch; Die Rollen sind Vielseitig.








